Während Frau Dia Log und Herr Diggi Tal kuchenessend in der Küche stehen und darüber sprechen, welch eine Zeitersparnis, Flexibilität und Mobilität die beiden dank der Digitalisierung genießen können, steht Sohnemann Tech Nick bereits vor dem Eingangstor des Hauses. Er wischt sich seine Hände an der Hose ab, positioniert seinen Finger auf dem Scanner und wartet darauf, dass sich die Tür öffnet.
Seiner Empörung laut stark Ausdruck verleihend geht klein Tech Nick zu seinen Eltern in die Küche und gesellt sich zu Ihnen. „Ihr könnt euch nicht vorstellen, was die Lehrerin gesagt hat. Ich sollte doch mal versuchen, mit meinen Mitschülern zu sprechen, anstatt die ganze Zeit allein zu sitzen.“, erklärt der Sohn kopfschüttelnd und die Stirn in Falten legend, „die versteht einfach nicht, dass ich die andern einfach nicht gut genug finde. Wieso muss ich mit richtigen Kindern spielen, wenn Papa auf der Arbeit die ganze Zeit mit echten Robotern zusammen ist. Die sind doch viel cooler.“
Ab wann sind Maschinen menschlich?
Mama Dia Log versteckt die Verzweiflung über die soziale Inkompetenz ihres Sohnes hinter einem Lächeln, während Papa Diggi Tal sich beherrscht, seinem Kind – wie so ziemlich jeden Tag – mit ruhiger Stimme und kindgerecht zu erklären, dass seine Roboter nicht so sind, wie sie sich der Junge vorstellt.
„Tech Nick, es ist wichtig, dass du auch mit anderen Kindern spielst. Meine Roboter sind Blechkisten, die nur für einen bestimmten Zweck da sind. Die übernehmen Arbeiten, die für meine Mitarbeiter und Kollegen viel zu schwierig sind. Aber spielen oder reden kann man mit ihnen nicht. Das sind alles nur Maschinen, die programmiert wurden, bestimmte Arbeiten in einer vorgeschriebenen Reihenfolge zu erledigen.“
Sein Sohn unterbricht ihn und meint, dass Papas Maschinen dann doch viel schlauer als Menschen seien und er auch unbedingt eine Robotermaschine hätte. „Opa hat gesagt, dass es sogar Compiter gibt, die mit Menschen spielen; Schach zum Beispiel. Und manche von den Menschen wussten gar nicht, dass sie nicht mit einem anderen, richtigen Menschen gespielt und gesprochen haben. Und Siri und Alexa wohnen doch auch schon in ihrem Computer.“
1950: bestätigte KI
„Diese Roboter, Maschinen und Computer haben auch so etwas wie ein Gehirn. Das nennt man Künstliche Intelligenz. Einige Roboter sind so schlau und besitzen so viel Künstliche Intelligenz, dass ihr gegenüber nicht merkt, dass sie gar keine Menschen sind; das stimmt. Als dein Opa genau so klein war wie du hat jemand einen Test erfunden; das ist schon ganz lange her – das war 1950 und der Mann hieß Alan Turing. Alan wollte bestimmen, wann eine Maschine oder ein Roboter wirklich intelligent ist. Und das ging am besten, indem er verschiedene Leute gefragt hat, ob sie mit einem Menschen oder einer Maschine gesprochen haben. Der Computer hatte den Test gut bestanden, wenn er die Leute so gut austricksen und sie davon überzeugen konnte, dass er ein Mensch ist.“
„Also sind Alexa und Siri doch auch Roboter. Die sprechen immer mit uns.“, entgegnet klein Tech Nick, „Siri weiß sogar ganz viel. Du kannst sie fragen, was du willst. Die weiß alles“
„Genau deswegen ist der Test auch nicht mehr aktuell. Ingenieure und andere schlaue Menschen sagen, dass die Ergebnisse nicht mehr richtig sind und man sie nicht benutzen kann. Kommunikation so vorzutäuschen, dass man glaubt, mit einem richtigen Mann oder einer Frau zu sprechen, ist heute schon so gut entwickelt – da kann man keine Maßstäbe mehr für KI setzen.“
KI als Endgegner
„Opa hat immer gesagt, dass Roboter mit Menschen spielen; Schach zum Beispiel. Da müssen die ja nicht reden.“, brachte Tech Nick seine Gedanken zu Wort.
„Viele Jahre später konnte ein Computer dann einen Menschen im Schach sogar besiegen! Der Computer rechnete bis zu 200 Millionen Stellungen pro Sekunde aus und besiegte als erste Maschine einen richtigen Weltmeister. Die Erfinder haben den Menschen als Vorlage genommen und die Maschine noch verbessert, sodass der Computer ein Jahr später, 1997, nochmal gegen den Weltmeister spielte und auch ein Turnier aus sechs Partien für sich entscheiden konnte.
Und auch vor 5 Jahren, also 2015, hat ein Roboter einen professionellen Spieler besiegen können – dieses Mal in einem noch viel komplizierterem Spiel, Go, – und das auch unter Wettkampfbedingungen.“
Tech Nick scheint noch immer nicht glücklich über die Antwort zu sein und Papa Diggi Tal bereitet sich schon jetzt wieder innerlich auf exakt diese Diskussion in den nächsten Tagen vor. Wann wird Tech Nick begreifen, dass Die Computer und Roboter alle nicht so aussehen, wie er es sich vorstellt; weder jene, die Schach oder Go spielen noch solche, die Herrn Diggi Tal auf der Arbeit helfen?
Seufzend nimmt er seinen Sohn bei der Hand: „Komm, wir bauen jetzt deinen Spielzeugroboter auf.“
Was ist Streber Stinos Stellung zum Thema »KI« und wird er wie Oma Anna Log vielleicht doch irgendwann seine Skepsis hinsichtlich der Modernisierung und Digitalisierung widerlegen?
Die Antworten gibt’s nächstes Mal bei »Digital Days«…