Gedankenspiel:
Wir stellen uns vor, das Management hat dich einem Team zugeteilt, das grade an der Entwicklung eines neuen Produkts sitzt. Die Erwartungen sind hoch, weshalb jeder normale Mensch anfängt, alles bis ins letzte penibel genau zu planen. Man will ja schließlich keine Fehler machen! Das Management will perfekte Idee? Dann soll es die auch bekommen. Mantra in solchen Situationen ist dann meistens: Rasch und ohne Umwege zum Ziel kommen! Aber Mal im Ernst: entstehen so echte Innovationen???
Design Thinking: weniger Theorie, mehr Kreativität
Als Design Thinking in den 79ern/80ern in Palo Alto an der Stanford University entwickelt wurde, stellten die Dozierenden der Ingenieurwissenschaften fest, dass reine Theorie den Marktbedürfnissen nicht mehr gerecht wird: das Berufsleben rechnet mit immer kreativeren Lösungswegen und Ergebnissen. Wenn früher viel mehr Wert auf das „Wie und Was“ gelegt wurde, sollte ab jetzt auch das „Wieso, weshalb warum, wofür?“ mit in den Denkprozess einbezogen werden. Et voila: die Geburtsstunde des Design Thinkings. Eine Methode, die man mittlerweile in diversen Branchen und Bereichen einsetzt und anwendet.
Zugegeben, der Begriff »Design« hat im Deutschen eine doch recht irreführende Bedeutung, da wir mit einem Design v.a. Optisches oder gar eine ästhetische Gestaltung verbinden.
Spricht man im Englischen hingegen von design, bezieht man sich auf etwas Kreatives. Damit eingeschlossen sind sowohl konzeptionellen Elemente als auch technisches Knowhow. Dadurch ist Design Thinking per se eine praxisorientierte Methode für Innovations- und Entwicklungsprozesse, wodurch sich ihre logische Grundlage eindeutig von traditionellen Methoden abhebt und unterscheidet. Getreu dem Motto „Fail forward, and fail often“ dürfen Fehler also nicht nur gemacht werden, sondern sind auch erwünscht. Denn nur so lassen sich Erkenntnisse für den weiteren Entwicklungsprozess gewinnen. Ein klarer Bestandteil von Design Thinking.
Handlungsfreiheit als Rahmenmodell im Design Thinking
Ein team, das einen typischen Prozess nach dem Design Thinking-Modell ausführt, arbeitet von Anfang an mit der größtmöglichen Freiheit. Die Kreativitätsforschung hat nämlich erkannt, dass die gefühlte Handlungsfreiheit einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg eines Projektes hat.
Die Mitarbeiter selbst kommunizieren auf eine besondere Art und Weise miteinander. So hat sich im Design Thinking das allzu geläufige „Ja, aber…“ zu einem klaren „ja, und ….“ verschoben, wodurch eine eindeutige Bereitschaft in den Vordergrund rückt: eine Bereitschaft, auf die Idee einzugehen und sie weiterzudenken.
Auf diese kreative Weise des Weiterdenkens ist bereits in einem sehr frühen Stadium eine Umsetzung der entwickelten Ideen in Prototypen möglich, was wiederum mehrere Vorteile bietet:
- Ideen und Vorschläge bleiben nicht nur graue Theorie
- einzelne Aspekte eines Produktes werden handfester
- Kunden können früh in den Entwicklungsprozess einbezogen werden. (wobei das Kundenfeedback ein Design-Thinking-Projekt von Anfang bis zum Ende begleitet)
Design Thinking >Makroprozesse >Mikrozyklen
Man erkennt bereit ganz klar, dass Design Thinking anders als die traditionellen Herangehensweisen funktioniert. Diese Methode besteht aus Mikrozyklen und Makroprozessen, wobei letztere [Makroprozesse] den gesamten Projektablauf beschreiben. Ein Makroprozess hingegen ist wiederum sieben Schritte unterteilt, von denen jeder einzelne mindestens einmal einen sog. Mikrozyklus durchläuft. Das Besondere hierbei: die jeweiligen Mikrozyklen beliebig oft wiederholt werden können.