5:45 Uhr – der Wecker klingelt und Dee steht schwerfällig auf. In 90 Minuten geht seine Vorlesung in der Uni los und wie jeden Morgen wünscht er sich, den Wecker nochmal zurückstellen zu können. Widerwillig macht er sich fertig und stapft zur Bushaltestelle: „Der 23-Dezember und der will tatsächlich Vorlesung mit Anwesenheitspflicht machen… und das ausgerechnet bei Prof. Agiel.“ So sitzt der Informatikstudent im Bus und liest sich die Folien durch, die sein Dozent bereits zur Verfügung gestellt hat.
Vorlesung zur Softwareentwicklung
„Willkommen zur letzten Stunde vor den Weihnachtsferien“, begrüßt Prof. Agiel seine Studenten. „Wie Sie den Folien bereits entnehmen konnten, werden wir uns in den kommenden Wochen mit einem Thema beschäftigen, das heutzutage nicht mehr wegzudenken ist: die agile Softwareentwicklung. Sie verändert die Welt…Und diese Vorlesungsstunden sollen als Einführung dienen“
Dee war nicht der Einzige, der die Augen verdrehte. Prof. Agiel war bekannt dafür, die Sachen immer aufzubauschen und zu plustern. Seiner Meinung nach waren die Themen, die er ansprach, die wichtigsten der Welt und er sei das Zentrum des IT-Universums. Aber in einem Punkt musste Dee seinem Dozenten zustimmen, die agile Softwareentwicklung ist eine wichtige Modernisierung in der IT – das hatte er bereits einige Wochen zuvor während seines Praktikums bei CONNAMIX gelernt.
Aus seinen Gedanken gerissen unterschreib er die Anwesenheitsliste, die ihm grade gereicht wurde und Dee dachte sich: „Wenn ich mich am 23. Dezember schon aus dem Haus quäle, dann kann ich genauso gut auch aufpassen… oder zumindest so tun als ob.“ Also setzte er sich wieder aufrecht auf den unbequemen Vorlesungssaalstuhl, nahm seine Folien aus der Tasche und begann, Prof. Agiel so gut es geht zu folgen.
Was gehört zur Agilen Softwareentwicklung?
„Agile Prinzipen, Agile Methoden, Agile Prozesse und Agile Bewertung.“, *KLICK*, er drückte die Taste und die nächste Folie erschien. So ging das noch einige Minuten weiter, bis der lang ersehnte Satz Dees Aufmerksamkeit gewann: „Fassen wir also zusammen: Agile Softwareentwicklung bezeichnet Ansätze im Softwareentwicklungsprozess, durch welche die Transparenz und Veränderungsgeschwindigkeit erhöht werden und letztendlich zu einem schnelleren Einsatz des entwickelten Systems führen wird.- Auf diese Weise lassen sich Risiken und Fehlentwicklungen im Entwicklungsprozess minimieren.
Es wird versucht, die Entwurfsphase so klein und kurz wie möglich zu halten. Denn so kann im Entwicklungsprozess so früh wie möglich eine ausführbare Software produziert werden. Jene Software wird in regelmäßigen, kurzen Abständen mit dem Kunden abgestimmt. Flexibilität hinsichtlich Kundenwünsche führt schließlich zu einer insgesamt erhöhten Kundenzufriedenheit.“
Flexibler und schlanker Entwicklungsprozess
Während Dee versucht, den wichtigsten teil aufzuschreiben und sich fragt, warum er genau diese Zusammenfassungen seiner Vorlesungen nie mit auf seine Vorlesungsfolien schreibt, erinnert er sich daran, was er in seinem Praktikum gelernt hat. Ugur Özkeser, sein Chef, erklärt hat: agile Softwareentwicklung zeichnet sich durch selbstorganisierende Teams und eine iterative, inkrementelle Vorgehensweise aus. Agile Ansätze können sich auf Teile der Softwareentwicklung oder aber auch auf den gesamten Softwareentwicklungsprozess beziehen. Das Ziel dabei ist jeweils, den Entwicklungsprozess flexibler und schlanker zu machen als bei klassischen, plangetriebenen Vorgehensmodellen.
Als der Informatik-Student seine Versuche, alles aufzuschreiben, vergeblich aufgegeben hatte, kam es wieder: das Geräusch. Das Geräusch, bei dem jeder der anwesenden Studenten erneut die Augen verdrehte. Auch Dee fragte sich: „Will er nach seiner Zusammenfassung echt noch das nächste Thema anfangen? Der spinnt doch…“ Doch als Dee wieder zur Tafel blickte, kamen schon die erlösenden Worte des Professors.
„So… und mit diesem Satz möchte ich mich verabschieden:
Frohe weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Auf Wiedersehen!“